
Was ist der Unterschied zwischen Grundversicherung und Zusatzversicherung?
In der Schweiz ist die Krankenversicherung in zwei zentrale Bestandteile gegliedert: die obligatorische Grundversicherung und die freiwillige Zusatzversicherung. Beide spielen eine wichtige Rolle in der Gesundheitsversorgung – doch sie unterscheiden sich in ihren Leistungen, ihrer gesetzlichen Grundlage und ihren Bedingungen deutlich. In diesem Artikel erklären wir einfach und verständlich, worin die Unterschiede bestehen und worauf Sie bei der Wahl achten sollten.
1. Die Grundversicherung – obligatorisch und gesetzlich geregelt
Die Grundversicherung, offiziell „obligatorische Krankenpflegeversicherung (OKP)“, ist für alle Personen mit Wohnsitz in der Schweiz gesetzlich vorgeschrieben. Sie ist im Krankenversicherungsgesetz (KVG) geregelt und garantiert den Zugang zu medizinisch notwendigen Leistungen – unabhängig von Einkommen, Alter oder Gesundheitszustand.
Wichtige Merkmale der Grundversicherung:
- • Pflicht für alle: Innerhalb von 3 Monaten nach Wohnsitznahme oder Geburt abzuschliessen
- • Gesetzlich definierte Leistungen: Alle Krankenkassen müssen dieselben Grundleistungen abdecken
- • Kein Risikoausschluss: Niemand darf aufgrund von Krankheit oder Alter abgelehnt werden
- • Individuelle Prämien: Prämien unterscheiden sich je nach Kasse, Wohnort, Franchise und Modell
Beispiele für gedeckte Leistungen:
- • Arztbesuche (Hausarzt und Facharzt)
- • Behandlungen im Spital (allgemeine Abteilung)
- • Medikamente auf der Spezialitätenliste
- • Schwangerschaft und Geburt
- • Notfallbehandlung im Ausland (eingeschränkt)
2. Die Zusatzversicherung – freiwillig, aber oft sinnvoll
Die Zusatzversicherung ergänzt die Grundversorgung und bietet erweiterte Leistungen, die nicht durch das KVG abgedeckt sind. Sie ist freiwillig und wird durch das Versicherungsvertragsgesetz (VVG) geregelt – also durch privates Vertragsrecht.
Typische Leistungen der Zusatzversicherung:
- • Spitalbehandlung in der halbprivaten oder privaten Abteilung
- • Freie Arztwahl im Spital
- • Zahnbehandlungen
- • Brillen und Kontaktlinsen
- • Alternativmedizin (z. B. Homöopathie, Osteopathie)
- • Beiträge an Fitness-Abos, Impfungen oder Check-ups
Wichtige Unterschiede zur Grundversicherung:
- • Gesundheitsprüfung: Versicherer können Interessierte ablehnen oder Vorbehalte anbringen
- • Individuelle Prämien: Höhe abhängig von Alter, Gesundheitszustand, Deckung
- • Unterschiedliche Leistungen: Jede Versicherung definiert ihr Angebot selbst
- • Längere Kündigungsfristen: Oft 3 Monate oder mehr
3. Warum beides wichtig sein kann
Beispielszenarien:
- • Komfort im Spital: Halbprivate oder private Zimmer gewünscht → Zusatzversicherung nötig
- • Zahnspange fürs Kind: Nicht von der Grundversicherung gedeckt → Zusatzversicherung
- • Naturheilverfahren: Nur teilweise oder gar nicht von der Grundversicherung übernommen
4. Vergleich lohnt sich – doppelt
- • Die Leistungen je nach Anbieter stark variieren
- • Die Annahmebedingungen unterschiedlich streng sind
- • Prämien und Deckungen kaum standardisiert sind
Tipp: Zusatzversicherungen am besten in jungen und gesunden Jahren abschliessen – später ist die Aufnahme schwieriger oder mit Ausschlüssen verbunden.
Fazit
Die Grundversicherung sichert die medizinische Basisversorgung in der Schweiz – für alle gleich, unabhängig von Einkommen oder Gesundheitszustand. Die Zusatzversicherung ermöglicht individuelle Erweiterungen, mehr Komfort und zusätzliche Leistungen. Wer beide Systeme versteht und gezielt auswählt, kann eine Versicherungslösung finden, die nicht nur schützt, sondern auch auf die persönlichen Bedürfnisse zugeschnitten ist.